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Forum Vebikus, Kulturzentrum Kammgarn, Baumgartenstrasse 19, 8201 Schaffhausen, 052 625 24 18, www.kammgarn.ch, kultur@kammgarn.ch




Langer Tage leuchtend Sommerkraut

Marianne Engel
( Parallelausstellung mit Eva Früh)
26. Mai - 1. Juni 2007
Vernissage Fr. 25. Mai 19 Uhr



Langer Tage leuchtend Sommerkraut, Sommer wie wir alle ihn kennen und lieben. Die Hitze, das Flimmern in der Luft, Barfuss gehen und plötzlich in kleinen Augenblicken den Moment wieder leben, wie als Kind, als nicht Vergangenheit und Zukunft unser Denken beschäftigten, nein vielmehr die gegenwärtigen Empfindungen uns einhüllten in warmes, geborgenes Wohlgefühl, wie es eben nur warme Sommertage auszulösen vermochten.
Marianne Engels Fotografien entstehen in der Ausdehnung dieses Moments. Vorwiegend in der Nacht, auf Streifzügen durch die Natur entstehen durch lange Belichtungszeiten Fotografien der Welt, die sie uns als traumähnlich, mysteriös und märchenhaft zeigen. Als Lichtquellen nutzt sie Strassenlampen, einen Handblitz, das Restlicht des Tages und manchmal auch die Sterne. Was im nüchternenTageslicht unser aller alltägliches Funktionieren ermöglicht, weicht in Marianne Engels Fotografien der Betrachtung von möglichen, verborgenen Zwischenwelten. Das Erhabene im Alltäglichen scheint auf, ebenso wie in der kindlichen Wahrnehmung, wo des Wasserfalls Wasser im Wald zum Zaubertrank sich wandeln kann. Wo das Haus des Nachbarn zum verwunschenen Ort mutiert. Wo plötzlich klar wird, das alles was ist im Grunde eben auch ganz anders sein könnte.
In der Ausstellung im Forum Vebikus integriert Marianne Engel auch reale objects trouvé. Möbel aus Brockenhäusern, die in Anordnung und Kombination mit den Fotografien unsere Assoziationen anspornen, Geschichten und vielleicht auch Erinnerungen wach werden lassen.
Marianne Engel ist diplomierte Biochemikerin, sie arbeitet seit 2001 fotografisch. Diese Biochemische Vergangenheit scheint auf in den von ihr gezüchteten Organismen wie Hallimasch oder dem Bakterium Vibro fischeri. Mit der Kamera wirft sie einen zwar unwissenschaftlichen aber bestimmt forschenden Blick darauf und zeigt Pflanzen und Organismen in verträumter Intimität, als Lebewesen die einen eigenen, uns verborgenen Rhythmus leben und die ihre Schönheit um ihrer selbst willen entfalten. Marianne Engel spürt sie auf, lässt uns an deren Zauber teilhaben und verlängert so deren vergängliche Schönheit.

Jennifer Bennett









Text im Jahresprogramm des Forum Vebikus

Marianne Engels Fotografien erzählen Geschichten, jedem Betrachter seine eigene, manchmal kreuzen sie sich. Es sind Geschichten aus unserem Inneren. Gegenwärtig werdende Sommertage aus der Kinderzeit, mit ihrem Geruch nach heissem Teer und Regen, spinnen sich weiter zu utopischen Mondwanderungen und der Frage nach dem Rand des Universums.
Die fotografierten Situationen sind real und vorgefunden, muten aber verzaubert an. Durch teils extrem lange Belichtungszeiten wird die Kamera zum Spion in einer schillernden, verlockenden aber auch abgründigen Welt.
Die diplomierte Biochemikerin arbeitet vermehrt auch mit gefundenen Objekten und wissenschaftlich anmutenden Versuchsanordnungen. So züchtet sie biolumineszente Organismen wie Hallimasch und das Bakterium Vibrio fischeri. Wie bei den Fotografien geht es um die Faszination an einer wuchernden, letztlich unergründlichen Natur.

Marianne Engel (*1972) ist Künstlerin der Galerie staubkohler in Zürich und war 2006 auch in der Ausstellung Reale Fantasien im Fotomuseum Winterthur vertreten.